Heute schon gefrühstückt?
Wer jemals schon bei einer Ernährungsberatung war, entsprechende Artikel gelesen oder sich in Büchern oder Zeitschriften informiert hat, wer sich mit Ernährung beschäftigt hat in irgendeiner Form, der hört recht schnell die heilige Botschaft aller Ernährungs“experten“ noch vor Vollkornbrot und Müsli „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Gehen Sie auf keinen Fall ohne aus dem Haus“. Wer frühstückt lebt länger, ist fitter, weniger übergewichtig und überhaupt ein besserer Mensch. Und mit diesem Satz, mit dem wir seit rund 30 Jahren gefüttert wurden (vorher war das nämlich kein Thema, mein Großvater hat zuerst mal seine ganze Stallarbeit verrichtet, dann gab es Frühstück) sitzt nun die eine Hälfte der Nation morgens vor Marmeladentoast und Kaffee und wartet darauf, dass es Plopp macht und man sich gesund fühlt. Und die andere Hälfte schämt sich und fühlt sich schuldig, weil sie morgens noch nichts runterbringt. Und niemand wundert sich auch, dass zwei Drittel der Menschheit überhaupt nicht frühstückt (und wenn, verstehen sie darunter etwas anderes als wir) und darunter auch solche Völker, die wir dann an anderer Stelle dafür bewundern, dass sie so alt werden.
Und jetzt kommt von immer mehr Wissenschaftlern Entwarnung (warum dauert das eigentlich immer solange, bis im Bereich Ernährung zugegeben wird, dass man sich offenbar geirrt hat?) Nein, man sagt jetzt nicht, „auch ohne Frühstück können Sie wunderbar leben, alt werden und schlank bleiben“. Aber man definiert Frühstück jetzt auch ganz offiziell anders, nämlich als „jede Art von Energiezufuhr durch Essen oder Trinken während der ersten drei Stunden nach dem Aufwachen“.
Na, und wenn man es so betrachtet, dann wird aus 90% aller Frühstücksmuffel plötzlich jemand, der gern und sehr oft auch gesund frühstückt. Im Büro, auf dem Weg zur Arbeit zum Beispiel, oder einfach erst dann, wenn die ersten Emails abgearbeitet sind und die wichtigsten Telefonate erledigt. So wie ich zum Beispiel. Vielleicht ist dies sogar gesünder, als sich gleich nach dem Aufwachen eine labbrige Scheibe Weißbrot reinzuziehen. Denn gerade in den frühen Morgenstunden ist unser Körper auf Reinigung gestimmt. Da wird entgiftet, ausgeleitet, Müll beseitigt. Da braucht er die Restenergie für den Wohnungsputz. Und erst danach mag er sich dann an einen schön gedeckten Tisch setzen.
Die meisten Nationen frühstücken übrigens, wenn überhaupt, warm. Eine Suppe ist es meistens in asiatischen Ländern, schon am Abend gekocht, heißer gezuckerter Tee oder ein Porridge nach klassisch britischem Rezept. Und man muss gar nicht so weit gehen, wer jemals Urlaub in Italien gemacht hat, der weiß, ein Frühstück zu bekommen ist schier unmöglich, maximal gibts einen Alibi-Keks zum Espresso dazu. Gefrühstückt wird später, manchmal geht das gleich ins Mittagessen über. Trotzdem sind die meisten Italiener um nichts übergewichtiger, kranker oder weniger leistungsfähig als wir.
Für Kinder gilt dies übrigens alles nicht, weil sie wengier als Erwachsene Energie speichern können. Ein Kind sollte man nicht mit ganz leerem Magen aus dem Haus gehen lassen, es müssen aber auch hier nicht Mengen sein. Auch ein Apfel oder eine Banane genügen mal.
Lassen Sie sich also nicht irre machen. 3 Stunden nach dem Aufstehen. Das schaffen wir, oder? Und wer trotzdem schon um 7 Uhr gleich nach dem Duschen gern und ausgiebig frühstückt? Wunderbar. Ist es nicht schön, wie verschieden Menschen sind? Manchmal begreifen das auch Ernährungsexperten;-)))