Fitness im Alltag
Bis vor Kurzem hätte ich ja nie geglaubt, dass ich mal mehr als nur einen Blog-Beitrag über das Thema Fitness schreibe. Aber seit ich mich selbst dreimal pro Woche quälen lasse, sehe ich es doch ein wenig anders. Vor allem, für mich hat es nichts mit ausschließlich sportlichen Zielen zu tun oder der Frage – „hab ich jetzt weniger Dellen am Hintern“. Fitness in seiner ursprünglichen Bedeutung ist eigentlich, Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen. Zum Beispiel die, die niemand von uns wirklich verhindern kann, dass wir älter werden.
Und jetzt nach genau zwei Monaten merke ich diese Fitness vor allem im Alltag, manchmal auch erst im Nachhinein. Gestern bei der U-Bahnstation, wieder mal eine Rolltreppe (die einzige) kaputt. Alles, auch junge Menschen, strömt auf den einzigen Lift zu, andere nehmen das harte Schicksal an und ziehen sich schnaufend am Geländer hoch. Genau das hätte ich früher auch gemacht, sozusagen für sich selbst der eigene Treppenlift sein. Heute merke ich gar nicht mehr, dass ich gehe. Warum, weil gehen und Treppen steigen und auch mal kurz rennen selbstverständlich und relativ leicht möglich geworden sind.
Anderes Beispiel: Noch lebe ich in einer Wohnung mit Badewanne. Man kennt das, da muss man „ganz schön hoch“ Bein heben, um hinein zu kommen. Nach einem schweren Sturz in einem Badezimmer in Spanien vor Jahren, der leicht schlimmer als mit „nur“ einem angeknacksten Steißbein hätte enden können, hab ich immer Angst gehabt. Aus der Badewanne steigen war körperlich und mental für mich eine Kraftanstrengung. Gerade komme ich vom Duschen und hab erst gemerkt, wie leicht und selbstverständlich das geht, als ich schon abgetrocknet war.
Wir können Alter nicht verhindern. Wir können aber heute viel dafür tun, dass wir den Menschen, die wir lieben – dem Partner, den Kindern, keine übermäßigen Aufgaben zum Lösen geben. Wir können viel dafür tun – heute, jetzt – solange wie möglich sehr mobil zu bleiben, in den eigenen vier Wänden leben zu können und Spaß zu haben.
Und heute weiß ich – es gibt da draußen viele Menschen, die würden alles dafür geben, nicht den Lift nehmen zu müssen, sondern auf ihren eigenen Füßen eine Treppe hinauf gehen zu können.
Das Schwerste daran? Anfangen. Heute wäre zum Beispiel ein guter Tag. Mindestens so gut wie ein Montag.