Wie uns Bakterien manipulieren
Ich huste. Seit Tagen. Und mit einer Kraft, die ich nie für möglich gehalten hätte. Habe von anderen gehört, dass die sich sogar in einen Bandscheibenvorfall, Rippenprellung oder Neuralgie gehustet hätten. Bei mir ist es inzwischen nur ein kräftiger Muskelkater aller Atemhilfsmuskeln. Dazwischen sogar mal der Gedanke an einen Notarzt.
Und als gelernte Atemtherapeutin betrachte ich mich dennoch fasziniert von außen.
Was mich aber besonders beeindruckt, wie uns Bakterien und Viren so manipulieren, um den eigenen Fortbestand und die Verbreitung zu sichern.
Bakterien und Infektionskrankheiten haben mich schon immer fasziniert. Und ja, ich weiß, akute Bronchitis wird von Viren übertragen, von denen man noch viel weniger weiß. Vielleicht denken sich die aber das gleiche wie Bakterien über ihren Wirt, also uns.
Wie sich Bakterien uns gegenüber verhalten,wie aggressiv sie sind, ob sie uns gleich umbringen oder am Leben lassen, das alles hat mit ihrem Übertragungsweg zu tun. Solch ein Bakterium hat das Ziel, sich zu vermehren, auf andere Wirte zu hüpfen, den Nachkommen neue Lebensräume zu erschließen, genauso, wie wir Menschen ja im Grunde auch.
Und wer sich durch Husten und Niesen verbreitet, also durch Tröpfcheninfektion, der muss es unbedingt hinbekommen, dass sein Mensch andere Menschen trifft.
Wenn sie also ihren Menschen umbringen oder so schwächen würden, dass er nicht aus dem Bett kommt, bevor er jemanden angehustet hat, wäre das für weitere Nachkommen schlecht. Auch schlecht, wenn das sehr krank sein und im Bett liegen länger dauert als eine Woche, denn nach ungefähr 7 Tagen greift endlich unser körpereigenes Abwehrsystem so richtig und ab da herrscht in einem ansonsten gesunden Körper ein gutes Kräftegleichgewicht.
Also müssen die Bakterien den Körper zwar schwächen, aber nicht so sehr, dass er sich nicht doch noch ein oder zwei Tage zur Arbeit schleppt (man ist ja schließlich unentbehrlich) oder mal schnell zum Einkaufen oder zur Familienfeier.
Der Trick, den sie dabei benutzen – immer mal wieder kurze gute Phasen einschieben. Wir Menschen fallen dann gern drauf rein und denken – ha – überstanden, es geht mir besser. Raus an die Luft.
Manchmal stelle ich mir die da drinnen sogar vor, wie sie da sitzen und warten. Dann merken sie, die Stimmbänder bewegen sich, mein Mensch spricht also, muss also ein zweiter in der Nähe sein. Alle Kraft voraus und mal ordentlich husten oder niesen bitte. Geht doch. So, Arbeit für heute getan, jetzt lassen wir es ihm wieder schlechter gehen, ab ins Bett, damit wir uns weiter vermehren können.
So klug und durchdacht, wirklich. Wenn wir doch nur auch so lernfähig wären wie Bakterien. In diesem Sinne, ich bleibe noch eine Runde zuhause.
Das Wissen über Bakterien und Co lernt man übrigens als Teil der Evolutionsmedizin auch im Kurs „Dipl. Humanenergetiker*in“