Neulich haben wir unsere Wohnung umgestaltet – neue Möbel, frischer Wind, viel Arbeit. Und natürlich mussten einige Kästen aufgebaut werden. Hohe Kästen, wir wollten ja Stauraum schaffen. Nun bin ich mit meinen (großzügig gemessenen) 1,60 m keine Riesin, und dieses „Über-Kopf-Arbeiten“ ist so gar nicht mein Metier. Meine Schultern fanden das nicht besonders toll, und in den Tagen danach merkte ich, dass ich eine Schonhaltung einnahm – leicht nach vorne geneigt, verspannt, und ganz ehrlich: nicht gerade voller Energie.
Das brachte mich zum Nachdenken und Nachlesen: Wie sehr beeinflusst unsere Körperhaltung unser allgemeines Wohlbefinden? Die Wissenschaft zeigt, dass unser Körper und Geist in ständiger Wechselwirkung stehen – ein Konzept, das als „Embodiment“ bekannt ist. Unsere Haltung sendet unaufhörlich Signale an unser Gehirn, die beeinflussen, wie wir uns fühlen und denken. Eine aufrechte, offene Haltung kann unser Selbstbewusstsein stärken und positive Emotionen fördern – vielleicht habt ihr schon einmal vom „Power Posing“ gehört. Umgekehrt kann eine zusammengesunkene Haltung mit nach vorne hängenden Schultern Niedergeschlagenheit und negative Gedanken begünstigen.
Wer eine natürlich ausbalancierte Körperhaltung hat, profitiert nicht nur gesundheitlich, sondern auch mental. Eine aufrechte Haltung verbessert die Sauerstoffversorgung, fördert Konzentration und lässt uns selbstbewusster auftreten. Studien zeigen, dass Menschen mit einer offenen, geraden Haltung optimistischer und leistungsfähiger sind als solche mit einer gekrümmten Körperhaltung. Unsere Haltung beeinflusst also nicht nur unser Denken, sondern auch unsere Emotionen. Menschen mit einer kauernden, geschlossenen Haltung empfinden häufiger negative Gefühle, während eine aufrechte Haltung Optimismus und Tatkraft fördert. Dazu passt auch eine Beobachtung, die Gabi Vonwald und ich erst vor wenigen Tagen gemacht haben: Kaum hat man eine Reithose an, steht man irgendwie anders da. Der Körper erinnert sich: Gleich geht’s aufs Pferd – aufrecht stehen/sitzen ist angesagt, los geht’s!
Nicht nur unsere Haltung, sondern auch unsere Mimik spielt eine Rolle. Interessanterweise kann sogar ein erzwungenes Lächeln dazu führen, dass unser Gehirn Glückshormone ausschüttet. Das klingt fast zu einfach, um wahr zu sein, aber es funktioniert! Probiert es einmal aus: Zieht für ein paar Sekunden bewusst eure Mundwinkel nach oben. Ihr werdet merken, dass sich eure Stimmung fast automatisch hebt. Selbst wenn der Tag stressig ist oder ihr euch gerade nicht gut fühlt – ein kleines Lächeln kann eine große Wirkung haben.
Als Tipp für alle, die Mentaltraining anbieten (oder gerade noch bei uns lernen): Probiert das auch einmal mit Klienten aus – die Wirkung ist erstaunlich!
Oft sagen wir zu Kindern und Jugendlichen: „Sitz doch mal gerade!“ oder „Steh aufrecht!“ – und auch, wenn sie das nicht gerne hören – aus allem, was man mittlerweile aus der Forschung weiß, ist das gar kein schlechter Rat. Eine aufrechte Haltung unterstützt nicht nur unser Wohlbefinden, sondern spielt auch beim Lernen eine wichtige Rolle. Wer sich aufrecht hinsetzt, bleibt konzentrierter, nimmt Informationen besser auf und fühlt sich insgesamt wacher und leistungsfähiger. (An meine angehenden Dipl. Lerntrainerinnen: Ihr wisst, was zu tun ist ;-))
Vielleicht achtet ihr ja schon nach diesem Text ein wenig mehr auf eure eigene Haltung. Und wenn ihr das nächste Mal merkt, dass eure Schultern nach vorne fallen oder euer Rücken rund wird – richtet euch auf, atmet tief durch und schenkt euch selbst ein Lächeln!
Herzliche Grüße – bleibt gesund und neugierig!
Mag. Sarah Eidler