Immer wieder hören wir, wie wichtig es ist, das Kind in uns zu versorgen, zu behüten, es anzunehmen. Und Kinder lieben Geschichten.
Aber nicht nur Kinder. Lange bevor es Bücher gab und Menschen, die sie lesen konnten, waren Geschichten, am Lagerfeuer oder in der guten Stube erzählt, Ersatz für Fernsehen, Facebook und Co. Sie transportierten nicht nur Fakten, sondern immer auch Emotionen. Man konnte etwas lernen, man konnte darüber nachdenken, sich mit dem Helden identifizieren oder mitzittern. Und vor allem im asiatischen und orientalischen Raum ist daraus eine Volkspsychotherapie entstanden. Viele Ärzte und Therapeuten streuen immer wieder auch Geschichten mit tieferem Sinn ein, die ihre Klienten zum Nachdenken anregen. Oder die ein guter Einstieg sind, um dann später ins Gespräch zu kommen.
Was hat dich berührt an dieser Geschichte? Was nimmst du mit? Was davon kennst du aus deinem Leben?
Der bildhafte Charakter einer Geschichte spricht dabei unser Unterbewusstsein an, unsere älteren Hirnteile werden eingebunden. Man kann Geschichten wählen, die sehr weit weg liegen (räumlich und zeitlich) oder aber solche, die unmittelbar aus dem eigenen Lebensumfeld kommen.
Durch eine Geschichte fühlt man sich weniger unter Druck, oft gibt es einen humorvollen Aspekt, man wird nie bloßgestellt, sondern behutsam zur Lösung geführt.
Viele Geschichten sind auch universal, weltweit in allen Kulturen und zu allen Zeiten erzählt, einfach weil sie die wichtigsten Themen unseres Lebens ansprechen.
Einer der großen Geschichtenerzähler und bei uns im Westen Begründer dieser Methode ist für mich der persische Arzt Nosrat Peseschkian. Ich empfehle hier unbedingt wenigstens eins seiner Bücher (das wohl bekannteste ist „Der Kaufmann und der Papagei“)
Geschichten haben eine Modellfunktion. Sie zeigen Konfliktsituationen als allgemein verständliches Bild und legen Lösungsmöglichkeiten nahe. Der Held muss viele Stufen erklimmen, Gefahren meistern, sich selbst finden, mit seinen Emotionen umgehen oder was auch immer, bis er zum größten Schatz vordringt, der Selbsterkenntnis und damit einem glücklichen Leben.
Geschichten erzählen ist Mentaltraining in eleganter Form:
Übrigens natürlich auch, wenn es eine eigene Geschichte ist, etwas aus Ihrem Leben. Wer lange genug auf der Welt ist, der hat da ja sicher einen Fundus.
Wer nicht frei erzählen kann, was ich verstehe, der darf auch gern einfach eine Geschichte vorlesen.
Auch eine schöne Methode – besorgen Sie sich Storycubes.
Das sind Würfel mit einfachen Abbildungen. Man nimmt nun drei, vier, fünf dieser Würfel, würfelt und muss aus den Bildern eine Geschichte erzählen, möglichst natürlich eine, die zum Problem passt. Auch Kärtchen eignen sich zum Beispiel aus einem Memory-Spiel.
Also vielleicht beim nächsten Lockdown, einfach mal Geschichten erzählen oder zuhören.
Mehr darüber in unserer Ausbildung Dipl. Mentaltrainer*in