Ernährungswissen kann krank machen

Gemeinsam essenNoch nie war das Wissen über das, was so alles gesund ist beim Essen, so groß wie heute. Zumindest in Mitteleuropa und den USA. Aus der Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit ist inzwischen sogar schon eine neue Krankheit geworden, nennt sich Orthorexie, nicht zu verwechseln mit den eingebildeten Kranken, den Hypochondern. Menschen, die unter dieser Orthorexie leiden, beschäftigen sich praktisch den ganzen Tag nur damit, ob das, was sie tun und essen und in der Kosmetik verwenden, auch gesund ist, suchen praktisch das Haar in der Suppe oder den unbekannten Inhaltsstoff in einem Produkt. Das Komische daran, sie sind deshalb keineswegs gesünder. Was diesen Menschen nämlich vollkommen abhanden gekommen zu sein scheint, ist ihr Bauchgefühl. Das Gefühl, tut mir gut, mache ich, oder, schadet mir, auch wenn es noch so gesund ist. Und damit kommen wir zu meinen Großeltern.

Meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin, hatten einen Bauernhof, und soweit ich das heute beurteilen kann, gab es so ziemlich alles Essbare in Eigenregie. Fleisch von ein paar Schweinen, Milch von insgesamt drei Kühen, Eier von einer ganzen Reihe von Hühnern, dazu Gemüse aus dem Garten, Obst von zahlreichen Bäumen, sogar Bienenstöcke hatte mein Opa. Und neben Getreide vor allem Kartoffeln auf dem Feld.

Meine Oma war zwar eine Kräuterhexe, hatte aber mit Sicherheit nicht das Wissen um Nährstoffe in Lebensmitteln, das heute schon jedes Kindergartenkind mitbringt. Und wenn ich jetzt an meinen Opa denke, dann gehört zu diesem Bild ein wunderschönes Obstmesser mit Perlmuttgriff, mit dem er sich jeden Apfel vorher geschält hat. Wo doch in der Schale die ganzen guten Sachen sitzen, oder? Mein Opa hat einfach entschieden, die Schale bekommt mir nicht so. Meine Oma hat die immer mitgegessen, ich als Kind auch, heute vertrage ich sie nicht mehr, selbst heiß gewaschen nicht. Und dabei waren die Äpfel bei meinen Großeltern frisch vom Baum sicher noch nicht mit Pestiziden besprüht und so stark gewachst, dass es inzwischen eine eigene Ursache für Leberverfettung gibt, die mit dem vielen Wachs von Supermarktäpfeln zusammen hängt.

Ganz oft gab es Kartoffeln bei uns. Mein Opa aß die immer gleich mit der Schale, meine Oma nicht. Und wieder fiel der Satz, das bekommt mir nicht, also wurden sie gepellt und alles war gut. Meine Oma wusste aber sicher noch nichts von Solanin, dem Giftstoff in der Schale der Kartoffeln, der empfindlichen Menschen tatsächlich zu schaffen macht.

Brot wurde natürlich auch selbst gebacken, allerdings Roggenbrot mit einem Sauerteig, der erst mehrere Tage „ziehen“ musste. Wir wissen heute, dass die beiden gefährlichen Giftstoffe Phytinsäure und Lektine, die in der Schale des Kornes sitzen, durch Sauerteig weitgehend unschädlich gemacht werden. Das Mehl dazu wurde sehr fein gemahlen. Ganze Körner hätte meine Oma absurd gefunden. Ihr Spruch dazu: „Ich bin doch kein Huhn.“

Warum ich das alles erzähle und was das mit dem Titel zu tun hat? Nicht nur Halbwissen macht krank, auch ein Wissen, das so tut, als wären wir Menschen alle gleich. Als würde jeder alles und immer gut vertragen, nur weil Experten finden, das ist gesund. Viele Menschen vertragen Rohkost gut, genauso viele plagen sich damit herum und es bekommt ihnen gar nicht. Wobei die Chinesen da noch strenger sind und gleich feststellen:

„Was den Menschen vom Tier unterscheidet ist der Kochtopf“.

Auf was sollen wir uns also eher verlassen, auf allgemeine Expertenregeln, die sich noch dazu ständig ändern, oder auf unser Gefühl und die Feststellung, das bekommt mir gut, gibt mir Energie, da fühle ich mich einfach rundum gesund.

Und immer dran denken: Es gibt keine Ernährungssünden. Mord ist Sünde oder Kindesmissbrauch, ein Stück Schokolade oder Apfel geschält ist es nicht.

Wer sich aber umfassendes Wissen über Ernährung aneignen will, derzeit haben wir die Ausbildung Dipl. Ernährungscoach zu einem Sonderpreis.