Keine Zeit?

Die Zeit läuft

Ich hab einen Leitspruch, der mir wie kaum ein zweiter schon sehr oft im Leben geholfen hat: „Lass niemals einen Traum am Geld scheitern. Wenn der Traum groß genug ist, kommt auch das Geld.“ – Oder eine Idee, wie man zu Geld kommen könnte. Wen kann man fragen? Wer würde helfen? Was könnte ich verkaufen oder zusätzlich tun, um Geld zu verdienen? Aber wohl gemerkt, nur wenn es brennt. Wenn es ein echter großer Traum ist, nicht nur ein Wünschlein.

Und wie ist es mit dem zweiten großen „ich hab nicht –Thema“? Keine Zeit?

Ich glaube, ganz genauso. Der Spruch, „Zeit ist das gerechteste überhaupt, jeder hat genau gleich viel davon bekommen“ stimmt aber nur zu einem Teil. Bekommen vielleicht, aber es ist wie mit einem Geschenk, das man irgendwo unter Müll vergraben hat, man sucht und sucht und sieht es nicht und findet sich irgendwann damit ab, dass man es nicht hat oder sogar nie hatte.

Und dann erlebt man immer häufiger, dass Menschen schon in jungen Jahren meinen – „wenn ich dann mal…dann mache ich das. Jetzt hab ich dafür keine Zeit.“

Mal abgesehen davon, dass uns niemand garantieren kann, dass es diese Zukunft, auf die wir warten, jemals geben wird, warum sollte man etwas, das man doch gern tun würde, in eine ferne Zeit verschieben.

Und jetzt sage ich etwas noch viel Ketzerisches: Menschen, die sagen, ich würde so gern aber ich habe keine Zeit, die lügen sich und andere an. Immer! Was ich da alles zu hören bekomme als Ausrede, warum man ein Buch nicht lesen, eine Ausbildung nicht machen, einen Nebenjob nicht beginnen kann, unglaublich. Und so viele Schuldige, die so rein gar nichts dafür können.

Kinder zum Beispiel. Ja, ich hatte auch zwei, nicht einfach, erfordert viel Organisationstalent. Aber Hallo? Auf der ganzen Welt haben Menschen Kinder, meistens wesentlich mehr als wir hier. Und auf der ganzen Welt müssen Menschen hart dafür arbeiten, dass sie am Abend was auf dem Teller haben oder sogar Wasser in der Flasche, weil das nicht einfach aus der Leitung kommt.

„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein Dorf.“ Ist so ein schöner afrikanischer Spruch. Also – Dorf suchen, sprich, mal andere Menschen um Hilfe bitten.

Oft sagt mir jemand, dafür hab ich keine Zeit, und dann schaue ich mir die Postings in den sozialen Netzwerken an aus den letzten Wochen. After-Work-Party und Mega-Veranstaltung, ultimatives neues Lokal oder überhaupt die Zeit, die man mit den großen drei F’s verbringt – Facebook, Fernsehen, Faul sein – wenn man das auch nur halbiert, geht sich noch locker daneben ein Studium aus. Wenn man es denn will.

Es geht hier nicht darum, nicht einfach mal faul abzuhängen oder nette Lokale zu besuchen. Aber dann auch ehrlich sein und sagen – ja, ich hab ganz viel Zeit, in Wahrheit. Aber ich setze meine Wertigkeiten anders.

Und natürlich höre ich das Mantra „keine Zeit“ oft dann, wenn ich Menschen das anbiete, womit ich selbst mein Geld verdiene – Ausbildungen und Vergabe von Nebenjobs, um sich genau das irgendwann mal zu schaffen, was man scheinbar jetzt nicht hat – Geld und Zeit. Nur – wenn man nie anfängt, wenn man nie einzahlt auf ein Konto, wie kann man da glauben, dass man jemals was abheben kann?

Sich etwas zu schaffen, das einem später vielleicht die Freiheit gibt, all die spaßigen Dinge zu tun und sie sich auch leisten zu können, die Freiheit, nicht in einem Hamsterrad 40 Jahre die Stunden abzuzählen, nicht müssen, sondern können – das alles sollte man sich aufbauen, solange man noch die Kraft hat. Und ja – solange man in eben diesem Hamsterrad steckt. Kratz alle Reserven zusammen und ändere jetzt etwas, bau dir jetzt was auf, denn jetzt hast du vielleicht noch die Energie, irgendwann nicht mehr, da resigniert man dann. Ich habe mir meinen sehr lukrativen Zweitjob neben zwei pubertierenden Kindern und einer 60-Stunden-Woche als selbständige Dienstleisterin aufgebaut. Dafür hab ich heute genau die Freiheit, die ich in diesen starken Aufbaujahren eben nicht hatte. Nur – damals hab ich das geschafft, heute darf ich es genießen.

Und manchmal ist eine zusätzliche Ausbildung, ein Nebenberuf, den man sich aufbaut, auch einfach nur dafür da, um zu erkennen, so schlecht ist mein Hauptberuf gar nicht, das mache ich weiter, aber den Ausgleich, den hole ich mir woanders. Warum? Weil man, sobald man Alternativen im Ärmel hat, zufriedener wird.

Ausprobieren. Die Zeit dafür ist genau jetzt!